Aktuelles: Gemeinde Laudenbach

Was machen Tomaten, Radieschen, Erbsen und Salat zwischen Büchern, Hörspielen und E-Books? Die Laudenbacher Gemeindebücherei hat ein neues Projekt ins Leben gerufen – und ist ab sofort auch eine Saatgutbibliothek. Interessierte können sich dort kostenfrei Samen abholen, um Pflanzen anzubauen, zu ernten und zu vermehren. Im Idealfall kommt ein Teil der Saat-Ernte am Ende der Saison wieder zurück in die Bücherei. Das Ziel: „Alte Sorten“ als Kulturerbe erhalten und Vielfalt zurück in die Gärten bringen.

Saatgut in einer Bibliothek? Zum Ausleihen? „Natürlich muss niemand seine Pflanze wieder ausgraben und zurück bringen“, erklärt Laudenbachs Bücherei-Leiterin Michaela Ulmer. Die Idee hinter der Saatgutbibliothek ist eine andere: Wer mitmacht und sich das Saatgut anpflanzt, kann im Herbst die abgeernteten Samen aus dem eigenen Garten oder vom Balkon wieder in der Bücherei anderen zur Verfügung stellen. So könnte sich das Angebot stetig „von selbst“ erweitern und in Sachen Sorten vervielfältigen.

Aktuell reicht die Auswahl in der Gemeindebücherei von Gemüsesorten wie Tomaten, Erbsen oder Bohnen über kaum bekannte Salatsorten wie Gartenmelde bis hin zu Blumen. Das Besondere daran: Es handelt sich nicht um Hybrid-Pflanzen, sondern um „samenfestes Saatgut“. Das bringt im Gegensatz zum „Einweg-Saatgut“ auch bei der nächsten Aussaat wieder den gleichen Ertrag. „Das sind teilweise Sorten, die es so in kaum einem Supermarkt noch zu kaufen gibt“, betont Ulmer. Mit dem neuen Angebot hat sich die Bücherei deshalb auch noch ein zweites Ziel auf die Fahnen geschrieben. „Bisher bewahren wir Bücher und Wissen“, so Ulmer, „jetzt wollen wir auch Saatgut bewahren. Auch das ist ein unverzichtbares Kulturerbe“. 

Für die Ausleihe der Samen benötigen Bürger keinen Büchereiausweis. Wer einen hat, kann sich aber noch das nötige Begleitwissen in Form von Büchern oder anderen Medien mitnehmen. Dazu gibt es auch kostenlose Saatgut-Tütchen. Zum Zurückbringen eigenen sich aber nicht alle Pflanzen: Samen von Kürbisgewächsen wie Zucchini, Gurken oder Kürbis können in der Regel nicht verwendet werden, weil Kürbisfrüchte aus selbstgewonnen Samen Giftstoffe enthalten können. Der kooperierende Verein „Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt“ (VEN) bietet zusätzlich einen monatlichen Newsletter mit nützlichen Tipps an.