"Verlässliche Betreuung oberstes Gebot"
Anpassung der Öffnungszeiten in allen drei Einrichtungen auf 16.30 Uhr / Gesprächsangebot über alternative Modelle
Akuter Fachkräftemangel, die Folgen der Corona-Pandemie und die geringe Nachfrage zwingen die Laudenbacher Kindertagesstätten zu einer Verkürzung der Öffnungszeiten um eine halbe Stunde auf 16.30 Uhr. Das ging aus dem Bedarfsplan für das kommende Kindergartenjahr hervor. Der Gemeinderat beschloss einen entsprechenden Antrag mit 13 Ja-Stimmen, drei Enthaltungen und einer Nein-Stimme. Zuvor hatte das Kuratorium, bestehend aus Kita-Leitungen, Gemeinderäten und Trägern sowie Elternvertretern, diese Empfehlung abgegeben. Auch der Gemeinderat sah die Anpassung mehrheitlich als einzigen Weg, in der aktuellen Situation eine verlässliche Betreuung für alle aufrechterhalten zu können.
Andernfalls, so die Befürchtung, drohten künftig deutlich mehr Ausfälle und Gruppenschließungen. „Wir wollen eine möglichst hohe Versorgungs- und Planungssicherheit für alle gewährleisten. Das hat oberste Priorität“, erklärte Bürgermeister Benjamin Köpfle, „besser ein verlässliches Angebot bis 16.30 Uhr als eines bis 17 Uhr, das dann aber jede zweite Woche ausfallen muss“. Öffnungszeiten bis 17 Uhr seien aufgrund des extremen Fachkräftemangels „de facto nicht realisierbar“, so Köpfle. Der Blick auf andere Gemeinden zeige das. Dort habe es in jüngster Vergangenheit mehrfach Gruppenschließungen oder -zusammenlegungen gegeben, weil schlicht das Personal fehlt. „Wir kämpfen nach zwei Jahren Pandemie mit einer ganz schwierigen Situation in den Kitas. Wenn es irgendwie anders gegangen wäre, hätten wir den Vorschlag nicht gemacht“, sagte der Rathauschef. Gleichzeitig zeigten er und die Gemeinderäte Verständnis für die Probleme mancher Eltern. „Uns ist bewusst, dass das im Einzelfall zu massiven Problemen führt“, so Köpfle.
Das verdeutlichten auch mehrere Mütter, die in der Fragestunde für Einwohner zu Beginn der Sitzung ihren Sorgen Ausdruck verliehen. Auch Judith Izi (SPD) betonte: „Diese Entscheidung schmerzt – wir müssen aber das große Ganze im Auge behalten. Verlässlichkeit ist das Wichtigste.“ Nach den mehrwöchigen Abhol-Protokollen der drei Einrichtungen waren bei insgesamt 120 Ganztagsplätzen durchschnittlich acht Plätze tatsächlich bis 17 Uhr belegt. Die CDU-Fraktion stimmte der Verkürzung genau wie die SPD zu, wenngleich Kai-Enno Dewald (CDU) anmerkte: „Dauerhaft kann das nicht der Anspruch der Gemeinde sein.“ Der Christdemokrat regte zum Entgegenwirken des Fachkräftemangels an, bei der Personalsuche verstärkt auf neue Marketings-Instrumente und digitale Plattformen zu setzen.
Für die Fraktion der Grünen brachte Frank Czioska im Namen der verhinderten Isabelle Ferrari Zweifel an der Entscheidung an. Sie sei in Zeiten rückläufiger Home-Office-Zahlen ein „falsches Signal“. Gleichzeitig habe die Gemeinde die gesetzlichen Vorgaben bisher übererfüllt, hieß es in der Stellungnahme. Ferrari machte darin auch mehrere Vorschläge für Alternativmodelle. Mit Gerhard Stein, Joachim Kerzmann und Frank Czioska enthielten sich drei Gemeinderäte der Grünen, Wolfgang Fiedler stimmte dagegen.
Bürgermeister Köpfle stellte allen Beteiligten, vor allem den betroffenen Eltern, einen Gesprächstermin in Aussicht. Dort, so ergänzte es das Gremium auch im beschlossenen Antrag, sollen nochmals alternative Öffnungsmodelle geprüft werden. Köpfle betonte aber: „Wir können nur mit dem arbeiten, was wir haben. Wir können nicht einfach Fachkräfte generieren“.
Den grundsätzlichen Bedarfsplan für das kommende Kindergartenjahr verabschiedete der Gemeinderat einstimmig. Auch hier sei erkennbar, so Kai-Enno Dewald, dass die Einrichtungen perspektivisch an die Grenzen der Überbelegung kämen.
Anpassung der Elternbeiträge: Gemeinderat bleibt mit Beitragserhöhung erneut unter den tatsächlichen Kostensteigerungen
Der Gemeinderat ist außerdem einer Empfehlung des Städte- und Gemeindetages sowie der Kirchenleitungen gefolgt und hat eine pauschale Erhöhung der Elternbeiträge um 3,9 Prozent in Kindertagesstätten beschlossen. Damit bleibt die Gemeinde erneut bewusst unter den tatsächlichen Kostensteigerungen zurück. Die Erhöhung soll die Auswirkungen der Krisen auf die Einrichtungen und die Elternhäuser gleichermaßen berücksichtigen.
Das sei zwar für viele Eltern „ein Brett“, wie Bürgermeister Benjamin Köpfle erklärte. Gleichzeitig faktisch aber vor dem Hintergrund der hohen Inflationsrate und steigender Personal- und Energiekosten eine vergleichsweise niedrige Erhöhung. „Eine sehr moderate Anpassung“, fand auch Kai-Enno Dewald (CDU), „eigentlich müsste man noch deutlicher erhöhen“. Judith Izi (SPD) fand die Anpassung zwar bedauerlich, sah aber ebenfalls keinen Spielraum. Weil der aktuelle Kostendeckungsgrad durch Elternbeiträge in Laudenbach mit rund 12 Prozent deutlich unter der Empfehlung des Landes (20 Prozent) liegt, schlugen die Grünen eine Beitragserhöhung um 5 Prozent vor. Ansonsten, so Frank Czioska, sinke der Kostendeckungsgrad noch stärker. „Alles wird teurer, wir können aber nicht alles auf die Gemeinde abwälzen“, so Czioska. Der Gegenvorschlag fand bei den anderen Fraktionen keine Mehrheit.
Stattdessen beschloss der Gemeinderat die Erhöhung zum 1. September um 3,9 Prozent bei 13 Ja-Stimmen, drei Gegenstimmen (Wolfgang Fiedler, Joachim Kerzmann, Frank Czioska) und einer Enthaltung (Gerhard Stein).