Rund 60 Jahre alt
Ein 68er geht nicht so schnell in die Knie. Das weiße, rechteckige Exemplar der Firma Bosch hat mindestens 57 Jahre in den Knochen – und brummte bei Familie Haug in Laudenbach noch immer fröhlich vor sich hin. So nachhaltig die lange Nutzung eines Kühlschranks auch sein mag – langsam aber sicher belastet der horrende Stromverbrauch des Altgeräts den familiären Geldbeutel. Beim „Kühlschrank-Gewinnspiel“ der Gemeinde – Klimaschutzmanagerin Cornelia Baumgärtner hatte das älteste Gerät Laudenbachs gesucht – hat die Familie mit ihrem „68er“ nun gewonnen und bei einer kleinen Preisverleihung im Festsaal einen Gutschein für einen neuen Kühlschrank erhalten. Den hat Familie Haug schon eingelöst. Das schont langfristig nicht nur die Familienkasse, sondern auch die Umwelt.
Wie viele Jahre genau der Kühlschrank schon auf dem Buckel hat, war gar nicht so einfach zu ermitteln. Denn das Gerät ist schon so alt, dass selbst die Herstellerfirma keinerlei Aufzeichnungen darüber hat. „Die gehen nur bis 1968 zurück. So alt ist er also mindestens“, berichtete Laudenbachs Klimaschutzmanagerin Baumgärtner, als sie den Gutschein gemeinsam mit Bürgermeister Benjamin Köpfle übergab. Sie schmiss deshalb noch einmal selbst die Internetrecherche an und konnte über das Typenschild und einige Experten das Mindestalter verifizieren. Besitzer Niels Haug berichtete sogar vom Kauf im Jahr 1961.
Mit der Aktion ging es der Gemeinde vor allem darum, die Bürger auf den mitunter sehr hohen Stromverbrauch von Altgeräten im Haushalt aufmerksam zu machen. „Viele wissen gar nicht, welches Gerät wie viel verbraucht und wie schnell sich manche stromsparenden Geräte schon bezahlt machen“, erklärte Baumgärtner. Die Preisverleihung hatte sie deshalb mit einer Informationsveranstaltung zum Energiesparen verknüpft. Dr. Berthold Kaufmann vom Passivhaus-Institut in Darmstadt berichtete von zahlreichen Methoden, Ressourcen zu sparen – teilweise schon mit ganz einfachen Methoden und ohne großen Geldeinsatz. Ein Fernsehgerät auf Stand-by etwa, so der Fachmann, könne im Jahr schon mit fast 30 Euro zu Buche schlagen. „In vielen Haushalten verbraucht das mehr Strom als die eigentliche Fernsehnutzung selbst“, so Kaufmann. Bei Altgeräten mit hohem Verbrauch – etwa exemplarisch dem Kühlschrank – rechnet sich ein Neukauf oftmals schon nach zwei Jahren. „Nachschauen und nachrechnen lohnt sich einfach“, betonte der Experte.
Auf welche Geräte man besonders achten sollte? „Der Wäschetrockner haut so richtig rein“, erklärte Kaufmann. Hier kann schnell viel Geld in den Stromverbrauch fließen. Bei gut gelüfteten Räumen könne man überlegen, ob man das Gerät immer brauche oder doch ab und zu wieder die Wäscheleine raushole. Neben größeren Maßnahmen an der Gebäudehülle oder -dämmung berichtete Kaufmann auch von kleinen, fast schon versteckten Maßnahmen, die sehr viel Energie sparen können. „Ganz einfache Dinge wie Dämmung an den Schellen der Warmwasserleitungen kann den Wärmeverlust um den Faktor 10 senken“, erklärte er. Auch kleine, freiliegende Rohrstücke an Armaturen sollten gedämmt werden, gerade in alten Häusern helfe auch das Dämmen in Heizkörpernischen. „Das ist ironischerweise oft die dünnste Stelle im Mauerwerk“, so Kaufmann.
Die Infos aus dem Vortrag finden Sie auch hier (PDF-Datei).